Die Pragati Kiran English Secondary School liegt an der B.P. Highway von Dhulikel nach Jaynagar (Indien) - etwa zwei Fahrstunden östlich von Kathmandu. Die Landschaft ist ländlich geprägt.
Durch eine, für den Ort Katunje Besi vorteilhafte, Gebietsreform (aus zehn Gemeinden ist jetzt eine geworden) wird die Schulverwaltung, die Polizeibehörde, das Gericht und Steuerbüro an diesem Ort angesiedelt. Damit liegt unsere Schule noch mehr im Zentrum der Kinder aus der Umgebung als vorher.
Das nepalesische Schulsystem
Das von der englischen Kolonialzeit geprägte Schulsystem kennt zwei Schulträger: Die staatlichen Schulen und die privaten Schulen.
Nach dem "lower" und "upper" Kindergarten beginnt - meist mit 6 Jahren - die primary school mit den Klassen 1-5, danach die secondary school bis Klasse 10 und schließt ab mit der landesweit einheitlichen Prüfung SLC (school leaving contest). Diese Prüfung entscheidet über den weiteren Bildungsweg.
Bei sehr guten Noten: Besuch der higher secondary school mit fachspezifischer Ausbildung (Wirtschaft, Technik, Touristik usw.) mit einem möglichen Bachelor Anschlussstudium.
Bei weniger guten Noten (und das sind die meisten): Schlechte berufliche Zukunft, meist zurück aufs Feld oder ins Dorf in die Garagenwerkstatt der Eltern. Gelegenheitsarbeit in der Stadt oder Auslandsarbeit in den Emiraten (Dubai, Abu Dhabi, Doha und Katar) sind weit verbreitet.
Die Pragati Kiran Schule hatte 10 Klassenzimmer und knapp 300 Schüler, war baufällig, sehr spartanisch eingerichtet und mit westlichen Standards überhaupt nicht zu vergleichen.
Die Schule ist schon von Beginn an (also vor der Zerstörung durch das Erdbeben im Jahr 2015) privat als eine "non profit organisation" geführt.
Bei dem verheerenden Beben am 25. April 2015 ist der komplette 1. Stock der Schule zerstört worden, nur noch 4 Klassenräume waren notdürftig benutzbar.
Eine Sanierung war schon aus rein statischen Gründen ausgeschlossen, der Abriss unausweichlich.
Eine ambitionierte Idee wurde Realität: Der Bau einer neuen Schule, finanziert aus Mitteln der "Egon Rieger Stiftung".
Wenige Wochen nach dem Beben nahmen die Planungen für den Bau einer neuen Schule am gleichen Standort Gestalt an.
...Bildausschnitt eines alten, aber noch brauchbaren Klassenzimmers.
...rechts daneben ein Provisorium als "open-air" Unterrichtsräume - während der Monsunzeit im Sommer nicht nutzbar.
Unsere Anforderungen an den Bau einer neuen Schule:
12 Klassenräume auf zwei Etagen
Lehrerzimmer, Technik und Computerraum, großer Konferenzraum im Dachgeschoss
Absolut erdbebensichere Bauweise durch ein Stahlbetonskelett (das Gebäude wurde mit einem Zwischenraum in zwei Bauabschnitte geteilt)
Schaffung von Sanitärräumen
Angliederung eines Kindergartens
Befestigter Schulhof
Bau einer Schulkantine
event. Boarding House für Schüler, die weit entfernt wohnen und während der Unterrichtswoche dort untergebracht werden können
...betonieren ohne Kran: Der Mischer wird mit Zement, Wasser und Gesteinskörnung bestückt, meist von Frauen, und mit einem Transportaufzug nach oben gebracht, mit Schubkarren verteilt und mit dem Rüttler verdichtet.
...außer Zement und der Stahlarmierung werden alle Baumaterialien vor Ort beschafft.
Im Bild links sind Teile des Kindergartens sichtbar,
rechts sieht man die neuen Toiletten, Duschen und Umkleideräume..
Untere Bilder: Kindergarten außen und innen für die Jüngsten...
Das Schulgebäude nimmt Gestalt an, abgebildet ist die linke Hälfte des Gebäudes und rechts ist die "Fuge" zwischen den beiden Gebäudehälften noch sichtbar.
Kaum war das Erdgeschoss mit sechs Klassenzimmern im Rohbau fertig, wurde es schon mit noch alten Tischen und Bänken bestückt und für den Unterricht genutzt.
Jetzt fehlt zum neuen Gebäude nur noch das Dach, die Verputzarbeiten, der Estrich und die Natursteinplatten, die Holzgeländer und natürlich die Aussenanlagen.
Vorläufiges Fazit:
bisherige Baukosten € 170.000.--
noch zu erwarten bis zur Fertigstellung: ca. € 30.000.--
Das ist ein finanzieller Kraftakt für die Stiftung, unterstützt von vielen rotarischen Freunden und Wegbegleitern (Kerstin H., Gertrud H., Ulrike B., Berni F., Thomas B. und viele anderen).
Der Innenausbau begann Mitte Oktober. Wir sind sicher, dass die Einweihung wie geplant am 12.02.2018 stattfinden kann.
Ein großer Moment:
Im April 2017 konnte ich das im Rohbau fast fertige Schulgebäude besuchen und feststellen, dass sich das finanzielle Engagement meiner Stiftung gelohnt hat. Das Lehrerkollegium (Bild rechts oben) war sich darin einig, dass damit ganz neue Unterrichtsmöglichkeiten geschaffen werden und die fast 400 Schüler eine Schuleinrichtung bekommen, die für Nepal außergewöhnlich ist.
Alle Beteiligten haben dabei tolle Arbeit geleistet.
Bei meinem letzten Arbeitsbesuch im Dezember 2017 präsentiert sich das Schulgeländes in Bestform:
Ein richtiger "Schulcampus" ist entstanden mit einem erdbebensicheren neuen Schulgebäude als Stahlbetonkonstruktion, einem Kindergarten, modernen Sanitäranlagen und einer Schulküche. Immerhin müssen über 400 Kinder über den Tag verpflegt werden. Neu in der Planung ist ein "boarding house" für die Schulkinder, die einen langen Anfahrtsweg haben und so über die Woche auf dem Schulgelände bleiben können. Diese Möglichkeiten sind für Nepal einzigartig.
Und das Beste zum Schluss: Englisch ist Unterrichtssprache und es ist herzerfrischend sich mit den Buben und Mädchen unterhalten zu können, wenn auch etwas holprig in nepalesischem Englisch....
Das Schulgebäude verfügt über 12 Klassenzimmer, sodass auch die zweite Bildungsstufe "higher secondary school" dort untergebracht werden kann. Es gibt einen Computerraum und die Voraussetzungen für ein leistungsfähiges WLAN sind gegeben.
Es wird ein "science lab" Raum und eine Bibliothek eingerichtet. Außerdem gibt es einen großen Raum für Veranstaltungen in der Schule selbst (siehe Bild rechts).
Der Besuch der "secondary school" ist Voraussetzung für einen späteren Collegebesuch oder eine qualifizierte berufliche Ausbildung. Der Mangel an Berufsschulen in Nepal ist eklatant und treibt viele junge Leute zum Arbeiten außer Landes. Ein unerträglicher Zustand und für viele Familien eine große Belastung jahrelang ohne Ehemann und Vater leben und arbeiten zu müssen.
Es war ein großer Tag nicht nur für die Gemeinde Katunje Besi, sondern auch für die Region Kavre und das Rahmenprogramm für die Schuleinweihung war gewaltig. Über 5 Stunden lang wurde auf der Bühne Musik gemacht, getanzt und geredet und die 700 Gäste hatten ihre wahre Freude an dem Spektakel. Es wurde Theater gespielt, geehrt, gegessen, getrunken und gesungen unabhängig von Rang und Namen.
Die Freude darüber, für die Kinder und das Land Nepal etwas Einzigartiges geschaffen zu haben, war bei allen Beteiligten riesengroß.
Eine gute Erziehung und Schulbildung sind die Basis für eine bessere Zukunft der Kinder dieses armen Landes. Das ist Lohn genug für die Anstrengungen meiner Stiftung und die meiner Freunde in Deutschland und in Nepal.
Die Schule besaß zwei uralte Schulbusse und es war an der Zeit sie durch Neue zu ersetzen.
Kaum bestellt waren die neuen gelben Busse im Einsatz um die Kinder aus den entlegensten Gebieten einzusammeln und in die Schule zu fahren. Manche davon haben schon einen zweistündigen Weg bis zur Sammelstelle hinter sich...
Am 27. April 2019 war es soweit:
Der Erweiterungsbau 'Kantine' wurde mit einem beeindruckenden Fest eröffnet. Oberhalb der Kantine sind auf drei Stockwerken Unterkünfte für Lehrer und Schüler entstanden. Viele Schüler wohnen in abgelegenen Dörfern und erhalten jetzt Schlaf- und Aufenthaltsräume während der Schulwoche (Boarding School).
Auf dem Dach der Kantine befinden sich Sonnenkollektoren für die Warmwasseraufbereitung der Küche und der Duschen.
Die Eröffnung der Kantine stellt den Abschluss der baulichen Aktivitäten dar. Somit ist ein kompletter Schulcampus entstanden mit Schulgebäude, Kindergarten, sanitären Anlagen und dem neu eingeweihten Gebäude, das die Verpflegung der Schüler garantiert und zusätzlich einigen von ihnen Unterkünfte bietet. Das ist einzigartig in der Region!
Allen Beteiligten ein großes Dhanyabad (Dankeschön)!